Schwächen der Akzeptanzideologie: Worum es beim Streit um die Pädagogik der Vielfalt eigentlich geht

27 Jun

Pressemeldung der Firma Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e.V.

Warum gibt es Streit um neue Sexualerziehungslehrpläne in Zeiten, in denen für junge Generationen per Mausklick Pornographie in einem Ausmaß verfügbar sind, das noch vor einer Generation unvorstellbar war? Müssten nicht eigentlich alle Eltern froh sein, wenn Kindertagestätten und Schulen ihnen diese schwierige Erziehungsaufgabe abnehmen? Es ist erhellend, was eine Vordenkerin der neue „Sexualpädagogik der Vielfalt“ ihren Kritikern vorwirft: „Im Kern geht es um bürgerliche Lebensvorstellungen, die in einer Welt mit schwankendem Boden verteidigt werden sollen“[i]. Damit wird deutlich, dass es um mehr geht als nur um Sexualität. Es geht um eine neue Weltanschauung, die Kindern gegen den Widerstand, vermeintlich altmodischer, „bürgerlicher“ Eltern von klein auf vermittelt werden soll.

Zu diesem Zweck werden in Kindertagesstätten Bilderbücher eingeführt, die nahezu alle denkbaren Facetten des Familienlebens thematisieren.  Ein Beispiel dafür ist „Das große Buch der Familien“ von Mary Hofman und Ros Asquith, das sich an Kindergartenkinder richtet. Sein Leitmotiv ist die „Vielfalt“ der Lebenslagen von Familien, die in Bezug auf fast alle Lebensbereiche illustriert wird. Dabei geht es letztlich darum, dass die sogenannten „Regenbogenfamilien“ gleichgeschlechtlicher Paare Kindern als genauso normal vermittelt werden sollen wie Vater-Mutter-Kind-Familien. Die Familienstruktur ist dabei aber nur ein Thema neben anderen wie Herkunft/Nationalität, Erwerbstätigkeit, Religion, Wohnverhältnisse und anderes mehr. Die vermittelte Botschaft ist, dass Diversität in der Beziehungs- und Familienstruktur ebenso normal sei wie die Vielfalt sonstiger Lebenslagen.  Die Vielfalt der Konstellationen wird illustriert und vermeintlich „wertfrei“ nebeneinandergestellt. Das sieht z. B. so aus: In manchen Familien sind beide Eltern erwerbstätig, in anderen nur ein Elternteil, in anderen Familien hat kein Elternteil Arbeit. Auch Arbeitslosigkeit ist eben eine „Realität“, die „akzeptiert“ werden muss. Manche Familien wohnen in Häusern, andere haben eben kleine Wohnungen.

Besonders deutlich zeigt sich der Zynismus dieser Akzeptanzideologie beim Thema Ernährung. Hier heißt es: In manchen Familien wird meisterhaft gekocht, in anderen gibt es Fertiggerichte. Ob diese „Realität“ für Kinder gesund und wünschenswert ist, bleibt ausgeblendet. Aus Gründen der „Akzeptanz“ dürfte man eigentlich keine ungesunde Ernährung kritisieren, weil man damit Junkfood servierenden Eltern einen „Vorwurf“ machen würde. Allerdings sind die Akzeptanzideologen nicht so konsequent, dass sie gesundheitliche Aufklärung ablehnen. Auch sie befürworten z. B. Rauchverbote. Schon beim Thema veganer Kinderernährung wird es jedoch schwierig. Aufklärung über die erheblichen Gefahren dieser Ernährungsmode für Kleinkinder gilt als „Kampagne“ gegen vegane Eltern, die doch ethisch besonders sensibel und aufgeklärt seien. Wenn es um Lebensweisen geht, die „als „progressiv“ gelten, dann ist „kritisches Bewusstsein“ offenbar nicht mehr gefragt.

Tabus werden besonders dann errichtet, wenn es um das Wohlergehen von Kindern in unterschiedlichen Familienformen geht. Wichtig sei nicht die Familienstruktur, sondern die Qualität der Beziehungen, heißt es beschwichtigend. Dabei hat beides doch miteinander zu tun hat, weil Kinder sichere Bindungen brauchen. Diese Bindungen brauchen aber Zeit und Verlässlichkeit, an denen es in Lebensabschnittspartnerschaften fehlt. Es ist deshalb kein Zufall, dass Kinder aus Kernfamilien häufiger von einer guten Beziehung zu ihrem Vater berichten als Kinder, die mit einem neuen Partner der Mutter zusammenleben[ii].

Das Aufwachsen mit beiden leiblichen Eltern ist für Kinder eine „natürliche Normalität“ (R. Spaemann), die ihren Bedürfnissen entspricht, ihrem Wohlergehen dient. Sie ist zugleich auch eine „statistische Normalität“, in der die große Mehrheit der Kinder aufwächst. Diese Lebensrealität wird in den Kinderbüchern der Vielfaltspädagogik zum Märchen erklärt, wenn es da z. B. heißt: „Vor langer, langer Zeit sah eine Familie so aus: Eine Mutter, ein Vater, ein Kind …“[iii]. Die Bücher der Vielfaltspädagogik drehen sich um die Regenbogenfamilien gleichgeschlechtlicher Paare, deren tatsächlicher Anteil an den Familien im Land verschwindend gering ist, im Promillebereich liegt[iv]. Die Manipulation hat Methode, schließlich geht es erklärtermaßen um das Ziel die „heterosexuelle Norm zu durchbrechen“. Diesen Wunsch radikaler Minderheiten von Erwachsenen widerspricht das Verhalten der Kinder, die schon im Sandkasten „Mama-Papa-Kind“ spielen. Sie zeigen damit schon früh eine „bürgerliche Lebensvorstellung“, die künftig bereits in den Kindertagesstätten bekämpft werden soll, um die neue Vielfaltspädagogik zu verwirklichen. Die ist, bei Lichte betrachtet, nichts anderes als die alte Utopie der Emanzipation von der Natur und der Neuprogrammierung des Menschen durch staatliche Erziehung.

[i] So Elisabeth Tuider: http://www.tagesspiegel.de/berlin/queerspiegel/proteste-der-demo-fuer-alle-moral-panik-gegen-sexualkunde/14836532.html. Ein anderes Beispiel für diese Sicht: http://www.wiesbadener-kurier.de/politik/hessen/diskussion-um-hessischen-lehrplan-kai-klose-zum-angekuendigten-protest-der-initiative-demo-fuer-alle_17960592.ht.

[ii] Eingehender hierzu: https://www.welt.de/welt_print/debatte/article4374530/Familienglueck-klassisch.html.

[iii] Exemplarisch für solche sind Werke wie „Alles Familie!: Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten“ von Alexandra Maxeiner und Anke Kuhl.

[iv] Nur etwa 7.000 Minderjährige leben in Deutschland bei gleichgeschlechtlichen Paaren; etwa eine Million Kinder lebt in heterosexuellen nichtehelichen Lebensgemeinschaften, bei Alleinerziehenden sind es 2,2 Millionen und bei Ehepaaren etwa 10 Millionen Kinder. Hierzu mit Belegen: http://www.i-daf.org/aktuelles/aktuelles-einzelansicht/archiv/2014/10/01/artikel/auch-der-ethikrat-strickt-mit-legenden-ueber-familienstrukturen.html.



Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:
Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e.V.
Neckarstr. 13
53757 Sankt Augustin
Telefon: +49 (160) 95791098
Telefax: nicht vorhanden
http://www.i-daf.org

Die moderne Gesellschaft lebt bekanntlich von Voraussetzungen, die sie selber nicht geschaffen hat. Diese Voraussetzungen entstehen vor allem in der Familie. Die Familie selbst wiederum lebt nicht autonom. Die Gesellschaft bietet ihr Schutz und Freiraum, um die Voraussetzungen für ein menschliches Leben in der Gesellschaft zu schaffen. Familie braucht Gesellschaft, Gesellschaft braucht Familie. Dieses Zusammenwirken ist grundlegend für das Allgemeinwohl und für das Wohl des Einzelnen. Ohne intakte Familie keine menschliche Erziehung, ohne Erziehung keine Persönlichkeit, ohne Persönlichkeit kein Sinn für die Freiheit (Kirchhof). Die freiheitliche Gesellschaft ist auch die Grundlage für die soziale Marktwirtschaft. Die Schrumpfung und Unterjüngung der Gesellschaft bedrohen Wohlstand und Werte. Aber in der pluralistischen Medien-Gesellschaft ist die Wertedebatte schwierig. Das Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e.V. will die Zusammenhänge zwischen den Grundwerten heute, ihren geistigen Quellen und ihrer Bedeutung für die Zukunft einer liberalen Gesellschaft stärker ins Bewusstsein heben. "Nicht durch die Erinnerung an die Vergangenheit werden wir weise, sondern durch unsere Verantwortung für die Zukunft" (George Bernhard Shaw). Das Institut verfolgt bei seiner Arbeit vorzugsweise einen interdisziplinären Ansatz. Es ist partei- und konfessionsübergreifend. Es will die öffentliche Meinung, die „soziale Haut“ (Noelle-Neumann) befreien helfen von den Ausschlägen einer Ich-Gesellschaft. Ihre bevorzugte Methode ist die Verbreitung von Ergebnissen interdisziplinärer Forschung durch Teilnahme an Symposien, Kolloquien und an der publizistischen Debatte. Auf diese Weise sollen die Handelnden in Politik, Wirtschaft und Bildungswesen gestärkt, die Unentschlossenen mitgerissen, die Nicht-Wissenden informiert werden. Die Initiatoren glauben trotz aller Fehlentwicklungen, dass eine Wertedebatte von selbst entsteht, wenn die Zusammenhänge erkannt und der Mensch, insbesondere das Kind, in den Mittelpunkt der Gesellschaft gestellt ist. Das volle Entfaltungspotential des Menschen soll zum Zuge kommen. Das Institut versteht sich also als eine Ideenfabrik, als Impulsgeber. Seine Mitglieder beteiligen sich ehrenamtlich an dieser Arbeit. Das Institut lebt ausschließlich von Spenden.


Weiterführende Links

Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die Huber Verlag für Neue Medien GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die Huber Verlag für Neue Medien GmbH gestattet.

Comments are closed.