50.000 Kinder pro Jahr – Der große Baby-Markt

24 Apr

Pressemeldung der Firma Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e.V.

„Kinderwunsch – Wunschkind – Designerbaby“ – so lautet das Motto, unter das die katholische und evangelische Kirche in Deutschland die diesjährige bundesweite „Woche für das Leben“ (29. April bis 6. Mai) gestellt haben. Aus gutem Grund. Denn die Reproduktionsmedizin, die bis zur Geburt von Louise Brown – dem weltweit ersten Retortenbaby – am 25. Juli 1978 in Royal Old Hospital in Manchester (1), vielen als „Science Fiction“ galt, ist längst zum „Big Business“ mutiert, einem rasant wachsenden Industriezweig, der vielerorts blühende Laborlandschaften hervorbringt. 2014 schätzte das Marktforschungsunternehmen „Allied Market Research“ mit Firmensitz in Portland im US-Bundesstaat Oregon das Volumen für die Geschäfte mit und um die Laborzeugung weltweit auf rund 9,3 Milliarden US-Dollar (8,7Milliarden €) und prognostizierte bis zum Jahr 2020 einen Anstieg auf 21,6 Milliarden US-Dollar – umgerechnet 20,2 Milliarden Euro (2). Laut einer Marktanalyse des US-amerikanischen Branchenriesen „Market Data Enterprises“ (Tampa/Florida) gibt es allein in den USA mehr als 100 Samenbanken und 481 Reproduktionskliniken, in deren Labors jedes Jahr mehr als 50.000 Kinder erzeugt werden (3). Dabei umfasst die Angebotspalette längst weit mehr als die bei Louise Brown zum Einsatz gekommene In-Vitro-Fertilisation (IVF) und reicht heute von Gentests, mit denen Eltern ihre im Labor erzeugten Embryonen auf mehr als 400 vererbbare Krankheiten testen lassen können, bevor sie in den Uterus der Mutter implantiert werden, über das Arrangement von Leihmutterschaften speziell für homosexuelle Paare bis hin zur Geschlechtsselektion mittels Präimplantationsdiagnostik (PID) und zum sogenannten „social freezing“.

Das Einfrieren von Eizellen ohne medizinische Indikation sorgte erstmals im Herbst 2014 für Schlagzeilen, als der amerikanische Fernsehsender NBC meldete, die IT-Riesen „Facebook“ und „Apple“ zahlten weiblichen Angestellten bis zu 20.000 US-Dollar, wenn diese ihre Eizellen einfrören und ihren Kinderwunsch aufschöben, um sich in jungen, fruchtbaren Jahren ganz ihrer Karriere in den Konzernen zu widmen (4). Rund 10.000 Dollar kostet das Verfahren, bei denen Frauen sich zunächst einer Hormonbehandlung unterziehen, um statt der einen Eizelle binnen eines Zyklus möglichst viele Eizellen heranreifen zu lassen. Dabei wird das Wachstum der Follikel laufend mittels Ultraschall kontrolliert. Am Ende der Hormonbehandlung werden die Eierstöcke der Frauen über die Scheide mit einer Nadel punktiert und die Eizellen abgesaugt. Anschließend werden diese einer Qualitätsprüfung unterzogen und schließlich bei –196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff nach einem relativ neuen Verfahren schockgefroren. Die Kosten für die anschließende Lagerung der Eizellen betragen in den USA rund 500 Dollar pro Jahr (5).

Geht es nach Carl Djerassi, wird das „SocialFreezing“ die menschliche Fortpflanzung binnen weniger Jahre noch einmal radikal verändern. Der 2015 verstorbene amerikanische Chemiker, der mit der Synthetisierung des Sexualhormons Norethisteron die Voraussetzungen für die Entwicklung der Anti-Baby-Pille schuf, war fest davon überzeugt, dass auf den von ihm ermöglichten „Sex ohne Zeugung“ schon bald eine weitere gesellschaftliche Revolution folgen werde: „Die Zeugung ohne Sex“. Mittels „Social Freezing“ würden Männer und Frauen in fruchtbaren Jahren ihre Spermien und Eizellen einfrieren lassen, um sie später – wenn sie den passenden Partner gefunden und ihre berufliche Karriere hinreichend vorangetrieben hätten – von Reproduktionsmedizinern auftauen und im Labor befruchten zu lassen (6).

Eine These die auch der Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky vertritt. „Der Trend zu den späten Eltern ist schon in der Vergangenheit seit vielen Jahren zu beobachten. Er wird sich aufgrund der Verlängerung der Lebenserwartungen nochmals verstärken“, erklärt Janszky. In seinen Büchern prognostiziert der Trendforscher eine Zunahme so genannter „später Familien“. „Besonders für die späten Familien“ sei die Reproduktionsmedizin „ein Segen“. Denn es sei erwiesen, „dass die Qualität der menschlichen Ei- und Samenzellen über die Jahre nachlässt.“ In fortgeschrittenem Alter seien die Keimzellen „von zahlreichen Mutationen gezeichnet, die die Chance auf ein gesundes Kind verringern. Dies ist der Grund, warum es für viele Eltern eine lohnenswerte und sehr menschliche Konsequenz sein wird, in jungen Jahren ihre Ei- und Samenzellen für eine spätere Nutzung einzufrieren“, so Janszky (7). Inwiefern solche Methoden noch menschlich sind und ob überhaupt das Diktat des Marktes auch diese Bereiche des Lebens besetzen sollte, sind nur zwei von vielen Fragen, die in der Woche des Lebens kritisch debattiert werden sollten.



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Die moderne Gesellschaft lebt bekanntlich von Voraussetzungen, die sie selber nicht geschaffen hat. Diese Voraussetzungen entstehen vor allem in der Familie. Die Familie selbst wiederum lebt nicht autonom. Die Gesellschaft bietet ihr Schutz und Freiraum, um die Voraussetzungen für ein menschliches Leben in der Gesellschaft zu schaffen. Familie braucht Gesellschaft, Gesellschaft braucht Familie. Dieses Zusammenwirken ist grundlegend für das Allgemeinwohl und für das Wohl des Einzelnen. Ohne intakte Familie keine menschliche Erziehung, ohne Erziehung keine Persönlichkeit, ohne Persönlichkeit kein Sinn für die Freiheit (Kirchhof). Die freiheitliche Gesellschaft ist auch die Grundlage für die soziale Marktwirtschaft. Die Schrumpfung und Unterjüngung der Gesellschaft bedrohen Wohlstand und Werte. Aber in der pluralistischen Medien-Gesellschaft ist die Wertedebatte schwierig. Das Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e.V. will die Zusammenhänge zwischen den Grundwerten heute, ihren geistigen Quellen und ihrer Bedeutung für die Zukunft einer liberalen Gesellschaft stärker ins Bewusstsein heben. "Nicht durch die Erinnerung an die Vergangenheit werden wir weise, sondern durch unsere Verantwortung für die Zukunft" (George Bernhard Shaw). Das Institut verfolgt bei seiner Arbeit vorzugsweise einen interdisziplinären Ansatz. Es ist partei- und konfessionsübergreifend. Es will die öffentliche Meinung, die „soziale Haut“ (Noelle-Neumann) befreien helfen von den Ausschlägen einer Ich-Gesellschaft. Ihre bevorzugte Methode ist die Verbreitung von Ergebnissen interdisziplinärer Forschung durch Teilnahme an Symposien, Kolloquien und an der publizistischen Debatte. Auf diese Weise sollen die Handelnden in Politik, Wirtschaft und Bildungswesen gestärkt, die Unentschlossenen mitgerissen, die Nicht-Wissenden informiert werden. Die Initiatoren glauben trotz aller Fehlentwicklungen, dass eine Wertedebatte von selbst entsteht, wenn die Zusammenhänge erkannt und der Mensch, insbesondere das Kind, in den Mittelpunkt der Gesellschaft gestellt ist. Das volle Entfaltungspotential des Menschen soll zum Zuge kommen. Das Institut versteht sich also als eine Ideenfabrik, als Impulsgeber. Seine Mitglieder beteiligen sich ehrenamtlich an dieser Arbeit. Das Institut lebt ausschließlich von Spenden.


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