Zuwanderung und Wohlstand

4 Mai

Pressemeldung der Firma Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e.V

Braucht Deutschland mehr Zuwanderung? Diese Frage stellt im politisch-medialen Establishment niemand mehr. Für die Eliten ist es eine ausgemachte Sache, dass das Land sich wegen des „demografischen Wandels“ weiter für Zuwanderer „öffnen“ müsse. Der aktuelle Migrationsstrom, der im Jahr 2014 auf einen Saldo von einer halben Million Zuwanderer angestiegen ist, gilt unisono als „Gewinn“. Nicht nur Arbeitsmigranten, sondern auch Bürgerkriegsflüchtlinge sollen zum „dauerhaften Bleiben“ bewegt werden (1). Die Möglichkeit ihrer Rückkehr in die Heimat bleibt außer Betracht. Darin liegt auch ein gerüttelt Maß an Zynismus oder Mangel an Weitsicht, denn man hat offensichtlich die Herkunftsregionen, zu denen nicht nur Afrika und der Nahe Osten, sondern auch Mittelosteuropa, Südeuropa und der Balkan gehören, als Wirtschafts- und Lebensraum abgeschrieben. Jedenfalls scheint diese Folge kaum aufzufallen. Bedenkenlos wird mehr „qualifizierte“ Zuwanderung gefordert. Was nichts anderes bedeutet, als dass ärmere Länder junge Menschen kostspielig ausbilden sollen, damit sie helfen, das Wohlstandsniveau in Deutschland zu erhalten.

Dieser Neo-Kolonialismus wird ungeniert praktiziert, wenn Ärzte aus östlichen EU-Ländern (Rumänien, Bulgarien etc.) in deutschen Krankenhäusern Engpässe ausfüllen. Den Ärzten ist ihr Mehrverdienst im Vergleich zur Heimat zu gönnen, für die Gesundheitsversorgung dieser Länder ist die Abwanderung indes schädlich, wenn nicht gar existenzgefährdend (2). Nutznießer dieses „brain drains“ sind Arbeitgeber, die relativ günstig gut qualifiziertes Personal bekommen. Arbeitgeberverbände verbreiten deshalb unablässig die Botschaft vom Segen der Zuwanderung. Arbeitgeber profitieren immer von einem größeren Arbeitskräfteangebot; aus diesem Interesse heraus sind die Klagen über den „Fachkräftemangel“ zu verstehen. Und gewiss ist das Arbeitskräftepotential auch ein wichtiger Faktor für die Wirtschaft, denn mit dem Schwund an jungen Arbeitskräften nimmt ihr Wachstumspotential ab (3). Das vollzieht sich derzeit in Deutschland aber unausweichlich, wie die jüngsten Berechnungen des Statistischen Bundesamts bestätigen: Bis 2060 wird demnach die Zahl der Personen im Erwerbsalter von heute 49 Mio. auf 34 bis 38 Millionen zurückgehen, je nachdem, ob der Wanderungssaldo mit 100.000 oder 200.000 Personen angesetzt wird (4). Langfristig (1954-2013) lag der Durchschnitt bei 186.000; eine dauerhafte Zuwanderung auf dem aktuellen Niveau halten die Statistiker für unrealistisch. Denn mehr als Dreiviertel der Zuwanderer der letzten Jahre kommen aus europäischen Ländern, in denen die Geburtenraten ähnlich niedrig sind wie in Deutschland (5).

Angetrieben wird der Zustrom durch die Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise, die vor allem den Süden und Südosten Europas plagt. Man käme zu einer vernichtenden Zukunftsprognose, wollte man diese Entwicklung fortschreiben; ein Massenzustrom aus anderen Regionen, etwa dem Nahen Osten, anzunehmen, wäre keine optimistischere Aussicht. Abgesehen davon würde es auch gar keinen Sinn ergeben, das Erwerbspersonenpotential partout konstant halten zu wollen, denn die absolute Größe des Volkes und seiner Wirtschaft ist eigentlich nur für Länder wirklich maßgeblich, die eine (militärische) „Großmacht“ sein wollen. Das ist für Deutschland kein sinnvolles Ziel und Maßstab. Wichtiger als die Größe der Wirtschaft ist das Pro-Kopf-Einkommen. Und da brauchen die Deutschen auf die Chinesen nicht neidisch zu sein, auch wenn die als Milliardenvolk sie als neue „Exportweltmeister“ überholt haben. Für den sozialen Frieden kommt es allerdings neben dem Wohlstand selbst auch auf seine Verteilung an. Das betrifft nicht nur die Gerechtigkeit zwischen Arm und Reich, sondern auch zwischen Jung und Alt. Hier liegt das eigentliche Problem des „demografischen Wandels“: Ein (relativ) immer kleinerer Anteil erwerbsfähiger Jüngerer muss für die  Versorgung eines (relativ) immer größeren Anteils von Älteren aufkommen (6). Der Anstieg dieses „Altenquotienten“ lässt sich durch Zuwanderung nicht aufhalten, denn auch die Zuwanderer bleiben nicht ewig jung, sondern werden in absehbarer Zukunft selber Rentner. Wesentlich stärker als durch Zuwanderung wird der Anstieg des Altenquotienten durch eine längere Lebensarbeitszeit gedämpft (7). Auch das zeigen die amtlichen Berechnungen. Wenn Medienleute und Politiker sich diese Zahlen einmal genauer anschauten, würden sie auch erkennen, dass die Jugend fremder Völker keine Reservearmee für fehlende eigene Kinder ist, die eine „Rente mit 63“ oder andere vermeintliche Wohltaten für die ältere Generation finanziert, die ihrerseits den Jüngeren nur weitere Lasten aufbürdet.

(1)   Exemplarisch für diese Sichtweise: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/deutschland-braucht-fluechtlinge-kolumne-von-henrik-mueller-a-1030657.html; http://www.huffingtonpost.de/2014/01/23/gruende-deutschland-zuwanderung_n_4635757.html. Kritisch dazu: http://www.i-daf.org/aktuelles/aktuelles-einzelansicht/archiv/2014/11/03/artikel/migration-nach-und-in-europa-stoesst-an-grenzen-der-belastbarkeit.html.
(2)   Siehe hierzu: Boris Kálnoky: Für den Osten ist die Abwanderung eine Katastrophe, http://www.welt.de/124377169.
(3)   Unterbelichtet bleibt in der Diskussion der Trend zur Rationalisierung, der das Arbeitsvolumen langfristig sinken lässt. Siehe hierzu: http://www.i-daf.org/aktuelles/aktuelles-einzelansicht/archiv/2014/01/05/artikel/weniger-arbeit-mehr-stellen-das-deutsche-jobwunder-die-zuwanderung-und-die-wirtschaftslobby.html.
(4)   Vgl.: Statistisches Bundesamt, Bevölkerung Deutschlands bis 2060. 13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, S. 22.
(5)   Vgl. ebd., S. 37-38.
(6)   Siehe hierzu: „Altersstruktur gegenwärtig und 2060“/“Mehr Zuwanderer oder verlängerte Lebensarbeitszeit?“ (Abbildungen).
(7)   Siehe hierzu: „Mehr Zuwanderer oder verlängerte Lebensarbeitszeit?“ (Abbildung).



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